Tango, Tee & Tannat - Eine (Wein)reise durch Uruguay

11.05.21

Uruguay_Colonia del Sacramento

In Zeiten der Corona-Pandemie macht das Reisen nur bedingt Spaß. Umso schöner, wenn man dann in Reiseerinnerungen schwelgen kann. So denke ich z.B. gerne an meinen Roadtrip durch das Land des Tannats im Februar 2019 zurück.

Uruguay - klein und fein

Für meine erste Reise nach Südamerika habe ich mir als Ziel nicht die Weinbaugiganten Argentinien oder Chile ausgesucht, sondern das kleine, beschauliche Uruguay. Bis auf die erste Nacht in Montevideo und den Mietwagen hatte ich nichts gebucht. Ich wollte mich bewusst treiben lassen. Und vom ersten Moment an war ich begeistert von diesem sympathischen Land und seinen Menschen.

Da ich an einem Sonntag anreiste, ging es in der Hauptstadt sehr entspannt zu. Auffällig war, dass praktisch jeder Flaneur eine Thermoskanne unter dem Arm trug und mit einem Strohhalm aus einem bauchigen Becher Mate-Tee, das Nationalgetränk Uruguays, süffelte. Ein Anblick, der zur Gewohnheit werden sollte.

Mate und Asado

Doch die Uruguayos sind nicht nur passionierte Teetrinker, sondern auch absolute Fleischaficionados. Uruguay hat pro Kopf den höchsten Fleischkonsum weltweit. Was auch nicht verwundert, soll es doch etwa viermal so viele Rinder wie Einwohner geben. Asado, das uruguayische Nationalgericht, zu probieren, war also Pflicht.

Nach reichlich gegrilltem Rindfleisch erkundete ich die Metropole, die zwar keine spektakulären Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, doch durch ihre relaxte Atmosphäre und die Lage am Atlantik punktet. Ein Besuch im Montevideo Wine Experience, einer der angesagtesten Weinbars der Kapitale, durfte bei dem Stadtbummel natürlich nicht fehlen. Eher zufällig geriet ich in einen Karnevalsumzug mit zig Trommlern und Tänzerinnen. Ein farbenfrohes Spektakel.

Uruguay Montevideo

Am nächsten Morgen ging's dann hoch zur Festung auf dem Cerro de Montevideo mit tollem Blick über das Stadtgebiet und, mit einem Zwischenstopp in der wunderschönen Bodega Bouza, weiter nach Canelones, 50 km nördlich. Dort liegt das 50 ha große Weingut von Juan Andrés Marichal, dessen Weine Ihr bei mir im Shop findet.

Uruguay_Marichal Weinprobe

Nach umfangreicher Weinprobe ging es weiter nach Sacramento del Colonia. Die direkt am Río de la Plata gelegene Kleinstadt ist die älteste Stadt Uruguays und in Teilen UNESCO-Weltkulturerbe. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt fühlt man sich in die Anfangszeit der Kolonialisierung zurückversetzt.

Nächstes Ziel war das Weinbaugebiet um Carmelo. Hier ließen sich die Bodegas Campo Tinto, Almacén de la Capilla und El Legado wunderbar mit dem Fahrrad abklappern.

Uruguay_Almacén de la Capilla

Durchs Landesinnere

Von dort folgte ich dem mächtigen Río Uruguay weiter Richtung Norden. Fray Bentos, Paysandú und Salto hießen einige der Stationen. Danach zog es mich ins Landesinnere, nach Tacuarembó bzw. Valle Edén, wo mich Eloir und Alfredo in ihrer Pension mit angeschlossenem Museum sehr freundlich aufgenommen haben. Gleich daneben befindet sich ein weiteres Museum, das Carlos Gardel, dem "Vater des Tango", gewidmet ist, denn angeblich stammt der Künstler aus Tacuarembó. Anderen Quellen zufolge ist er Argentinier. Wahrscheinlich wird die Frage nach seiner Herkunft nie zweifelsfrei geklärt werden, genauso wenig wie die nach der Urheberschaft des Tango selbst, die sowohl Uruguay als auch Argentinien für sich beanspruchen.

Nächster Halt war einer der schönsten Flecken des Landes, die Quebrada de los Cuervos, eine Schlucht, durch die ein wunderbarer Wanderweg führt. Unbedingt einen Besuch wert!

Zurück an die Küste

Von hier ging es wieder Richtung Küste und zur brasilianischen Grenze. Nach einem Besuch der Festung Santa Teresa übernachtete ich in dem kleinen Badeort Punta del Diablo, in dem es sehr laid back und hippiemäßig zugeht.

Von dort machte ich mich per Boot auf zum Bosque de Ombues, einem Naturschutzgebiet, in dem jahrhundertealte skurrile Ombubäume (Elefantenbäume) stehen. Nach der beschaulichen Bootstour rumpelte ich mit einem Allrad-LKW in das abgelegene Fischerdorf Cabo Polonio, das sonst nur zu Fuß oder per Boot zu erreichen ist. Nicht zuletzt deshalb ist es dort noch sehr urwüchsig.

Anschließend konnte ich es mir als passionierter Bergwanderer nicht nehmen lassen, den höchsten "Gipfel" des Landes zu erklimmen. Der Cerro Catedral (oder Cerro Cordillera) ist ein unspektakulärer Hügel mit einer Höhe von 513 Metern. Nach dem alpinistischen Abstecher ging es zurück ans Meer, in den schönen Ferienort José Ignacio mit seinem markanten Leuchtturm und weiter ins mondäne Punta del Este, wo sich gerne der internationale Jetset tummelt.

Auf der Ruta 12 gings dann Richtung Norden zu den Weingütern Alto de La Ballena und Edén. Bei letzterem beeindrucken vor allem die Architektur und der weitläufige Blick über die hügelige Landschaft.

Uruguay_Viña Edén

Vom Scheitelpunkt San Francisco de las Sierras folgte ich der Ruta 60 durch die Sierras via Pan de Azúcar nach Piriápolis, einem schön gelegenen Küstenstädtchen mit langem Sandstrand und einer Seilbahn (!). Entlang der Küstenstraße ging es weiter nach Atlántida mit seinem skurrilen "Adlerhaus".

Von hier aus war es nur ein kurzer Abstecher zum letzten Weingut, das ich auf dieser Reise besuchte: Viñedo de los Vientos. Neben dem obligatorischen Tannat, der Nationalrebe Uruguays, werden hier auch Rebsorten wie Barbera und Nebbiolo angebaut, denn die Vorfahren von Eigentümer Paolo Fallabrino stammen aus dem Piemont.

Uruguay_Viñedo de los Vientos

Nach einer Führung durch die Weinberge und einer Verkostung der ausdrucksstarken Weine ging es weiter zum Ausgangspunkt, nach Montevideo, und am nächsten Tag schweren Herzens zurück in die Heimat.