Mexikos Westen: Wein & Wüste
02.04.18
Die nächste Reise (nach Namibia, dazu demnächst an dieser Stelle mehr) steht kurz bevor; höchste Zeit also, die letzte noch schnell „literarisch“ aufzuarbeiten.
Ziel im vergangenen November war der Westen Mexikos. Nach einer äußerst chaotischen Anreise über Paris und mit einem unfreiwilligen Zwischenstopp im irischen Shannon kommen wir schließlich mit einem halben Tag Verspätung in El Fuerte an. Das Kolonialstädtchen, angeblich Geburtsort von Zorro, dem Peitsche schwingenden Maskenmann, ist sehr pittoresk und versprüht nostalgisches Flair.
Schätze der Sierra Madre
Von dort geht es gleich am nächsten Morgen mit dem Zug, dem berühmten Ferrocarril Chihuahua al Pacífico (kurz Chepe genannt) Richtung Kupfercanyon. Die Bahnstrecke zählt zu den eindrucksvollsten der Welt. Zahllose Tunnel, Brücken und steile Schluchten machen die Fahrt zu einem besonderen Erlebnis. Am Haltepunkt Posada Barrancas auf 2.200 m Höhe steigen wir aus. Von hier ergeben sich grandiose Einblicke in die Barranca del Cobre, eines der größten Schluchtensysteme der Welt, länger und tiefer als der Grand Canyon in Arizona.
Wagemutige können hier an einer „Zipline, einer Seilrutsche, über den Canyon schweben. Der verdankt seinen Namen übrigens dem kupfernen Farbton seiner steilen Felswände. Wir beschränken uns auf eine Fahrt mit der Seilbahn. Von der Gondel aus kann man die unten in den Schluchten lebenden Tarahumara sehen. Die Nachkommen der Ureinwohner haben sich aufgrund der Abgeschiedenheit ihren ursprünglichen Lebensstil weitgehend erhalten. Legendär sind die Indianer als Ultra-Langstreckenläufer.
Wir machen uns auf – allerdings mit dem Auto, nicht zu Fuß – zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Sierra Madre Occidental: dem Arareko See, dem Valle de Hongos mit seinen pilzähnlichen Felsformationen (daher der Name „Tal der Pilze“) und dem Wasserfall von Basaseachi, mit 270 m einem der höchsten Mexikos.
Von dort weiter zum Airport von Chihuahua, Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats. Unterwegs ein kleiner Imbiss in Cuauhtémoc – in einer von deutschstämmigen Mennoniten geführten Pizzeria (sic!). Dann mit dem Flieger nach Tijuana im äußersten Nordwesten Mexikos. Hier startet unsere Tour durch Baja California (Niederkalifornien). Die dünn besiedelte Halbinsel erstreckt sich über 1.200 km. Im Osten ist sie durch den Golf von Kalifornien vom Festland getrennt, im Westen liegt der pazifische Ozean.
Das Wein-Mekka Mexikos
Wir übernehmen unseren Mietwagen und verlassen die Grenzstadt, die nicht gerade den besten Ruf genießt, Richtung Valle de Guadalupe, dem Herz der mexikanischen Weinindustrie. Mehr als 60 Weingüter soll es hier geben. Das älteste, die Bodegas de Santo Tomás, wurde 1888 gegründet.
Tatsächlich reichen die Anfänge des Weinbaus in Mexiko noch viel länger zurück. Bereits im frühen 16. Jahrhundert legte der spanischen Eroberer Hernando Cortés den Grundstock für diesen Wirtschaftszweig. Mexiko ist somit die älteste Weinbaunation des amerikanischen Kontinents.
Zwei Tage lang erkunden wir das Valle de Guadalupe auf der Ruta del Vino, DER Weinroute Mexikos. Zwar wird das Weinbaugebiet gelegentlich mit dem Napa Valley in Kalifornien verglichen, doch der Weintourismus ist hier längst nicht so stark ausgeprägt. So konnten wir ganz entspannt zahlreiche Weingüter besuchen und bei herrlichem Wetter die hervorragenden Weine verkosten.
Überhaupt sind die wettermäßigen Bedingungen hier günstig: mediterranes Klima mit geringem Niederschlag im Winter, trockenem Frühling, heißem Sommer sowie einer frischen Brise und Küstennebel vom Pazifik. Die Trockenheit – die Niederschlagsmenge beträgt jährlich nur 250 mm – erfordert allerdings eine künstliche Bewässerung.
Der wüstenähnliche Charakter des Tals mit seinen Weinfeldern und der Bergkulisse im Hintergrund sowie die teils sehr ausgefallene Architektur beeindrucken. Besonders abgefahren sind das Boutique Hotel & Restaurant Agua de Vid und die Kellerei Alximia, die mit ihrer futuristischen Anmutung an eine Raumstation erinnert. Weitere Weingüter, die wir besuchten, um nur einige zu nennen: Corona del Valle, Don Tomas, Villa Montefiori, Bodegas F. Rubio y Cia. und Bibayoff, gegründet von russischen Immigranten, die 1906 aus dem Zarenreich fliehen mussten.
Natürlich durfte auch ein Besuch bei der größten Kellerei des Landes, L.A. Cetto, nicht fehlen. Sie wurde 1924 vom italienischen Einwanderer Luigi Angelo Cetto gegründet und wird heute in der dritten Generation geführt. Einige der Weine führen wir in unserem Sortiment.
Da legst di nieder – Auf Hwy 1 durch Niederkalifornien
Gerne wären wir noch in dieser wunderbaren Weingegend geblieben, doch wir sind eng getaktet. Wir fahren also weiter nach Ensenada und machen einen Abstecher zum Naturschauspiel La Bufadora, einer bis zu 30 m hohen Wasserfontäne. Unser nächster Stopp ist das Küstenstädtchen San Quintin.
Am nächsten Morgen folgen wir der Carretera Transpeninsular (Highway 1) weiter südwärts durch karge Felslandschaft mit riesigen Kakteen. Mexiko wie aus dem Bilderbuch! Wir übernachten im Örtchen Cataviña. Vor dem Hotel parken gewaltige Pickups mit Anhängern. Sie gehören amerikanischen Offroad-Fans, die mit ihren Sandbuggys durch die Wüste brettern.
Wir cruisen gemütlich weiter über San Ignacio nach Loreto, einer malerischen Kleinstadt am Golf von Kalifornien mit gut erhaltenem historischem Ortskern. Weiter geht’s mit kurzer Verschnaufpause im wunderbaren Caffe El Triunfo nach La Paz, wo man schön die lange Uferpromenade entlang flanieren kann. Wir beenden unseren Trip durch Baja California im touristischen Los Cabos, natürlich nicht ohne die obligatorische Bootsfahrt zum Land‘s End mit El Arco, einem zerklüfteten Felsbogen. Dann heißt es: Adiós México!