Talk mit Walk

29.10.15

In meiner Sturm-und-Drang-Zeit galt mein Interesse noch eher Destillerien und Brauereien als Weingütern. Nicht zuletzt deshalb machte ich mich 1985 im zarten Alter von 19 Jahren auf, für einige Wochen Irland zu bereisen. Etwa zur gleichen Zeit begann der deutsche Unternehmer Thomas Walk in Kinsale an der Südküste Irlands mit Weinbau der besonderen Art.

Walk, aus einer südbadischen Winzerfamilie stammend und in unterfränkischen Weinbaugebieten aufgewachsen, ist eigentlich gelernter Designer und ein unternehmerischer Tausendsassa. Seit einigen Jahren betreibt er in Aschaffenburg ein Unternehmen für Golfausrüstung.

Meine erste Begegnung mit ihm war genauso ungewöhnlich wie seine Weine. Wir hatten uns an einem Samstagvormittag im Frühsommer dieses Jahres verabredet. Er empfing mich in seinen Geschäftsräumen, in denen zwischen Golfschlägern und -zubehör auch einige Kisten Wein herumstanden. Wir setzten uns ins Wartezimmer eines befreundeten Arztes, der seine Praxis auf der gleichen Etage hat und Walk begann zu erzählen. Voller Begeisterung und Elan.

Wie er durch seine Liebe zum Wein auf die Idee kam, es in Irland, entgegen aller Prognosen, mit dem Anbau von Qualitätswein zu versuchen. Wie er zunächst mit den verschiedensten Rebsorten experimentierte bis er schließlich mit der Sorte "Amurensis Walk" reüssierte. Diese Rebsorte wurde von Walk in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Geisenheim gezüchtet und ist mittlerweile unter dem Namen Rondo bekannt.

Seine Art des Weinbaus ist durchaus unkonventionell. "Nothing added but time" lautet seine Philosophie. Er verzichtet auf den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, schneidet seine Reben nur auf das Nötigste zurück und legt alle 3-4 Jahre ein Brachejahr ein. Mehr Bio geht nicht.

Heraus kommen dabei ganz eigenständige, charaktervolle Weine, die sich nicht unbedingt beim ersten Schluck erschließen. Man muss seine Weine auf sich wirken lassen. "The wine grows on you", sagt Walk dazu.

Thomas Walk ist nicht nur ein vielseitiger Entrepreneur, er ist auch ein guter Entertainer. So verging der Vormittag wie im Flug. Es macht Spaß, ihm zuzuhören. Und: seine Weine machen Spaß. Überzeugen Sie sich selbst...